T – wie Toasting und Charring

Whisky ABC - T wie Toasting

Was bedeutet Toasting bzw. Charring?

Unter diesen Begriffen versteht man die Behandlung der InnenflĂ€che von HolzfĂ€ssern mit indirekter bzw. direkter Hitze. Die auf diese Weise vorbehandelten FĂ€sser werden dann nach Einfassen des Fassdeckels und ÜberprĂŒfen der Dichtigkeit mit Spirit gefĂŒllt, damit dieser zu Whisky reifen kann.

Um welche FĂ€sser handelt es sich dabei?

In der Regel handelt es sich um FĂ€sser aus Eichenholz, die zur Reifung von Whisky zum Einsatz kommen. Beispielsweise mĂŒssen in Schottland ausschließlich EichenfĂ€sser verwendet werden. In der EU, und daher auch in Deutschland, sind auch andere Holzarten erlaubt. Der allergrĂ¶ĂŸte Teil an HolzfĂ€ssern, die weltweit zur Reifung von Wein (Rotwein, Sherry, etc.) oder Spirit (Whisky, Rum, Brandy, etc.) eingesetzt werden, besteht jedoch aus Eiche. Am GĂ€ngigsten sind FĂ€sser aus amerikanischer Weißeiche und europĂ€ischer Eiche. Die europĂ€ischen Arten umfassen hauptsĂ€chlich französische Eiche, aber auch spanische, ungarische oder PfĂ€lzer Eiche werden gerne verwendet.

Wie funktioniert das Toasting?

Beim dem sogenannten Toasting wird das Fassinnere mit indirekter Hitze behandelt. Dabei handelt es sich meist um die StrahlungswĂ€rme einer Flamme. Die Temperatur ist dabei so niedrig, dass sich das Holz nicht entzĂŒndet. Die IntensitĂ€t des Toastings wird im Allgemeinen durch die Zeit gesteuert, wobei sich unterschiedliche Toastgrade ergeben. Nach 5 bis 10 Minuten Hitzeeinwirkung spricht man von einem leichten, nach 10 bis 15 Minuten von einem mittleren und nach 15 bis 20 min von einem schweren Toastgrad. Diese thermische Beanspruchung der HolzoberflĂ€che fĂŒhrt in der Regel zu einer 2-3 Millimeter dicken Toastschicht in den Fassdauben. Die Temperaturen und Zeiten beim Toasting sind nicht standardisiert, so dass es zwischen den einzelnen KĂŒfereien erhebliche Unterschiede geben kann.

Was passiert beim Toasting optisch mit dem Holz?

Betrachtet man die Dauben eines Fasses nach dem Toasting, so erkennt man lediglich eine Verdunklung des brĂ€unlichen Farbtons der HolzoberflĂ€che. Es lĂ€sst sich jedoch keinerlei schwarze VerfĂ€rbung infolge einer Verkohlung durch Hitzeeinwirkung oder sonst eine physische VerĂ€nderung des Holzes mit bloßem Auge erkennen.

Wie funktioniert das Charring?

Im Gegensatz zum Toasting wird beim Charring das Holzfassinnere mit einer Flamme direkt entzĂŒndet. Dabei lĂ€sst man das Holz fĂŒr eine bestimmte Zeit brennen, bevor es mit Wasser wieder gelöscht wird. In AbhĂ€ngigkeit von der Brenndauer der HolzoberflĂ€che unterscheidet man im Allgemeinen vier Arten von Verkohlungsgraden, die auch Char-Level genannt werden. FĂŒr Char-Level 1 sind etwa 15-20 Sekunden Flammenzeit erforderlich und fĂŒr Char-Level 2 ca. 25-30 Sekunden. FĂŒr Char-Level 3 darf das Holz etwa 35-40 Sekunden lang brennen. Wird die HolzoberflĂ€che im Inneren des Fasses bis zu einer Minute entzĂŒndet, so bilden sich bei diesem Char-Level 4 bereits sichtbare Kohleplatten auf der OberflĂ€che der Dauben. Da dies der Haut eines Krokodils oder Alligators Ă€hnelt, wird das Char-Level 4 auch umgangssprachlich als „Alligator-Char“ bezeichnet. Wie beim Toasting existieren auch beim Charring keine Standardzeiten, da jede KĂŒferei ihr eigenes Hitze-Regime verwendet. Durch die direkte Flamme wird infolge der Hitze unter der schwarzen Verkohlungsschicht zusĂ€tzlich eine Schicht getoasteter Eiche erzeugt. Je nach LĂ€nge des Charrings kann diese Toastschicht eine Tiefe von bis zu 12 Millimetern aufweisen.

Welche FĂ€sser werden getoastet bzw. ausgekohlt?

FĂ€sser zur Lagerung bzw. Reifung von Wein, Sherry und Portwein, aber auch fĂŒr Brandy und Cognac, werden in der Regel getoastet. Frische, amerikanische WeißeichenfĂ€sser, die zur Reifung von Bourbon vorgesehen sind, hingegen mĂŒssen innen durch Charring ausgekohlt werden.

Was passiert aus chemischer Sicht mit dem Holz bei der Hitzebehandlung?

Das Toasting bzw. Charring der FÀsser hat enormen Einfluss auf die Inhaltsstoffe im Eichenholz, denn durch die Hitzeeinwirkung werden chemische Reaktionen im Holz ausgelöst. Wie alle Pflanzen auf der Erde setzt sich auch das Eichenholz aus den drei Hauptbestandteilen Cellulose, Hemicellulose und Lignin zusammen. Durch die WÀrmebehandlung werden vor allem die drei genannten polymeren Bestandteile des Holzes chemisch abgebaut und dabei Farb- sowie Aromastoffe gebildet, die wÀhrend der Fassreifung an das Destillat abgegeben werden. Das Charring bewirkt zudem, dass die Struktur des Eichenholzes physisch aufgebrochen wird und der reifende Spirit leichter sowie tiefer in die Dauben eindringen und Aromastoffe herauslösen kann.

Welche Aromastoffe werden durch die thermische Behandlung im Holz gebildet?

Der Holzbestandteil Lignin verwandelt sich unter Einwirkung von Hitze in eine breite Palette von chemischen Verbindungen, die Aromen von GewĂŒrzen (Zimt, Nelken), Schokolade, Rauch und Frucht aufweisen. Zudem wird Lignin thermisch zu Vanillin abgebaut, dem Hauptaromastoff der Vanille. Das Vanillearoma ist sehr charakteristisch fĂŒr amerikanischen Bourbon Whiskey. Die Hemicellulose setzt sich aus verschiedenen Zuckern zusammen, die wĂ€hrend des Toastings bzw. Charrings karamellisieren sowie chemische Verbindungen bilden, die Aromen von NĂŒssen (Walnuss, Mandel, Haselnuss), Karamell, Lakritze und buttrige Noten verleihen. Dabei nimmt deren Menge mit steigender Temperatur zu. Die Cellulose hingegen besteht ausschließlich aus einer MolekĂŒlsorte, nĂ€mlich Traubenzucker. Dieser bildet lange Ketten, die sich zu einem dreidimensionalen Geflecht ausbilden. Die Cellulose ist stabiler gegen Hitze, liefert aber bei hohen Temperaturen – Ă€hnlich wie die Hemicellulose – aromareiche Produkte, die Noten von TrockenfrĂŒchten und gebrannten Mandeln abgeben. Zudem können die durch Hitzeeinwirkung freigesetzten ZuckermolekĂŒle in den Dauben mit den im Eichenholz natĂŒrlich vorkommenden AminosĂ€uren (Bestandteile von Proteinen oder Eiweiß) eine chemische Reaktion eingehen, die nach ihrem Entdecker „Maillard-Reaktion“ genannt wird. Dabei entsteht ebenfalls eine FĂŒlle von farbigen und aromaintensiven Produkten im Fassholz, die an das reifende Destillat abgegeben werden.

Hat die nach dem Charring erhaltene Kohleschicht auch eine Funktion?

Aber ja! Bei der schwarzen Schicht aus verbranntem Holz, die auf der HolzoberflĂ€che deutlich erkennbar ist und einige Millimeter in die Dauben hineinragt, handelt es sich um Aktivkohle. Diese Aktivkohleschicht trĂ€gt wenig bis gar nicht zum Geschmack und zur Farbe des reifenden Spirits bei. Dennoch spielt sie eine wichtige Rolle bei der Beseitigung unerwĂŒnschter Aromen im Spirit, da diese Aktivkohleschicht wie ein Filter wirkt. Durch eine Kombination aus Adsorption und Oxidation kann sie die Menge an unreifen Aromastoffen im Destillat – wie die geruchsintensiven Schwefelverbindungen oder unangenehmen Fuselöle – verringern und dadurch zur Verbesserung der QualitĂ€t des gereiften Whiskys beitragen.

Lassen sich die Prozesse Toasting und Charring auch kombinieren?

Ja. Einige KĂŒfereien in den USA toasten zunĂ€chst ihre frischen WeißeichenfĂ€sser und fĂŒhren anschließend ein Charring durch. Dadurch werden mehr Aroma- und Farbstoffe im Eichenholz gebildet. Dies soll dem reifenden Bourbon einen intensiveren Geschmack und eine tiefere Farbe verleihen.

Warum werden FĂ€sser fĂŒr die Reifung von Rotwein nicht ausgekohlt?

Der Grund, warum RotweinfĂ€sser nur getoastet, jedoch nicht ausgekohlt werden, ist zum einen die Bildung der zusĂ€tzlichen Aktivkohleschicht beim Charring. Denn diese Aktivkohle kann die farbgebenden Stoffe im Rotwein adsorbieren, wodurch die Farbe des Weins blasser wird. Je nach Dauer der Lagerung bzw. Reifung im Fass könnte dieser sogar entfĂ€rbt werden. Zudem ist die Aktivkohleschicht imstande, die im Rotwein erwĂŒnschten Aroma- und Geschmacksstoffe ebenfalls zu einem gewissen Teil zu entfernen, was die Winzer natĂŒrlich unter allen UmstĂ€nden vermeiden möchten. Zum anderen fĂŒhrt das Charring zur vermehrten Bildung von Vanillin im Holz, welches an den Wein abgegeben und – aufgrund dessen niedriger Geruchswahrnehmungsschwelle – als sehr intensiv empfunden werden kann. Winzer hingegen möchten in ihrem Wein, wenn ĂŒberhaupt, nur in einem sehr geringen Umfang einen Vanilleton haben.

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