P – wie PPM (Parts Per Million)

Whisky ABC - P wie PPM (Parts Per Million)

In der Welt der rauchigen und torfigen Whiskys geraten Kenner oft in Begeisterung, wenn sie von hohen Zahlen sprechen hören. Je höher die Zahl, desto besser. Diesen Zahlen gemein ist ihre Einheit, mit der sie meist auf dem Etikett einer Whiskyflasche angegeben werden, nÀmlich PPM.

Was bedeutet PPM?

PPM ist die AbkĂŒrzung fĂŒr die englische Begriff „parts per million“ und bedeutet wörtlich ĂŒbersetzt „Anteile pro Million“.

Wie kann man sich PPM vorstellen?

Wenn wir 1 Gramm einer Verbindung, beispielsweise Salz, ansehen, dann entspricht ein Millionstel davon, also 1 Mikrogramm, das sind nur wenige Salzkörnchen, genau einem PPM. Ein weiteres Beispiel: Stellen Sie sich einen Zeitraum von 11,6 Tagen vor. Eine Sekunde in diesem sehr langen Zeitraum entspricht einem PPM. Oder, um es auf Whisky zu beziehen: Ein Tropfen aus einem randvoll mit Whisky gefĂŒllten 50-Liter-Fass entspricht ebenfalls einem PPM. PPM ist also eine nahezu unvorstellbar kleine Einheit.

Was wird in PPM angegeben?

Der Anteil der Phenole im Gerstenmalz, das ĂŒber Rauch, der durch die Verbrennung von Torf entsteht, gedarrt wurde, wird in der Einheit PPM ausgedrĂŒckt. In den meisten FĂ€llen bezieht sich die PPM-Angabe auf dem Etikett einer Whiskyflasche auf die Menge der Phenole im torfrauchgedarrten Malz. Jedoch kann auch die Menge der Phenole im New Make oder im abgefĂŒllten Whisky auf dem Etikett angegeben werden, was in der Regel explizit erwĂ€hnt wird.

Was sind Phenole?

Phenole sind organische Verbindungen mit einem aromatischen Sechsring aus Kohlenstoffatomen, an denen jeweils ein Wasserstoffatom angehĂ€ngt ist. Ein Kohlenstoffatom dieses Sechsrings ersetzt das Wasserstoffatom durch eine OH-Gruppe, die sich aus einem Sauerstoff- und einem Wasserstoffatom zusammensetzt. Bei Raumtemperatur prĂ€sentieren sie sich entweder als feste oder flĂŒssige Verbindungen mit einem durchdringenden charakteristischen Geruch, der je nach Phenol als rauchig, phenolisch, medizinisch, brackig oder sogar iodartig beschrieben werden kann.

Wie gelangen die Phenole ins Gerstenmalz?

Beim Verbrennen von getrocknetem Torf entstehen neben anderen chemischen Verbindungen auch Phenole. Diese gelangen wĂ€hrend des Darrens mit dem Torfrauch an das feuchte Gerstenmalz und heften sich aufgrund ihrer Eigenschaften durch Adsorption an die Außenschale der Malzkörner, den Spelzen. Phenole entstehen ebenfalls wĂ€hrend der Verbrennung von Holz, beispielsweise Eiche oder Buche (vgl. Buchenrauchmalz). Ihre Zusammensetzung und das daraus resultierende Aroma unterscheiden sich mitunter erheblich von den Phenolen im Torfrauch.

Wie kann man die Menge der Phenole bestimmen?

Es gibt zwei verschiedene analytische Messmethoden, um den Gehalt der Phenole im Gerstenmalz in der Einheit PPM zu bestimmen. Die erste basiert auf einer Farbreaktion und wird als kolorimetrische Methode bezeichnet. Die zweite ist eine deutlich genauere analytische Methode, bekannt als HPLC (HochleistungsflĂŒssigkeitschromatographie), eine AbkĂŒrzung fĂŒr den englischen Fachbegriff “High Performance Liquid Chromatography”.

Was geschieht bei der kolorimetrischen Methode?

Bei dieser Bestimmungsmethode werden die an einer definierten Menge Torfrauchmalz haftenden Phenole mithilfe eines geeigneten Lösungsmittels abgelöst und mit einem Farbreagenz versetzt. Die entstandene Farbe wird anschließend durch ein MessgerĂ€t (Kolorimeter) analysiert. Mithilfe einer zuvor unter denselben Bedingungen erstellten Eichkurve mit einer bekannten Menge Phenol kann durch den vom Kolorimeter ermittelten Wert auf den Phenolgehalt der Torfrauchmalz-Probe rĂŒckgeschlossen werden. Die kolorimetrische Methode ermöglicht jedoch lediglich die Bestimmung des Gesamt-Phenolgehalts im Torfrauchmalz.

Was leistet die HPLC bei der Phenolbestimmung?

Durch ein HPLC-GerĂ€t, dessen zentrales Element eine dĂŒnne EdelstahlsĂ€ule ist, die mit speziellen Gruppen im Inneren versehen ist und mit den verschiedenen Phenolen interagieren kann, können im Vergleich zur Kolorimetrie die einzelnen Phenole identifiziert und ihre individuellen Mengen bestimmt werden. Die HPLC-Methode ist daher Ă€ußerst prĂ€zise und spezifisch und stellt die Standard-Analysenmethode in Schottland fĂŒr die Bestimmung von Phenolen im Torfrauchmalz dar.

Welche Analysenmethode ist genauer?

Obwohl die Kolorimetrie einfach in der Handhabung und kostengĂŒnstig ist, um die Gesamtmenge an Phenolen im Torfrauchmalz zu bestimmen, liefert sie in den meisten FĂ€llen zu niedrige Werte aufgrund ihrer mangelnden SpezifitĂ€t. Die HPLC hingegen ist Ă€ußerst prĂ€zise, bietet exaktere Werte und stellt die bevorzugte Analysenmethode dar, insbesondere wenn eine detaillierte Charakterisierung der Aromaprofile im Torfrauchmalz erforderlich ist.

Wie Àndert sich der Phenolgehalt wÀhrend der Whiskyherstellung?

Obwohl Phenole Ă€ußerst bestĂ€ndig sind, nimmt ihre Menge wĂ€hrend der Herstellung und Reifung von Whisky ab. Vom Mahlen und Maischen ĂŒber das Fermentieren bis zur zweifachen Destillation und der langjĂ€hrigen Reifung im Holzfass gehen viele Phenole verloren. Man schĂ€tzt, dass nur etwa ein Drittel des ursprĂŒnglichen Phenolgehalts im Malz letztendlich im gereiften Whisky zu finden ist. Oftmals ist es sogar noch weniger.

Mit welcher Methode werden die Phenole im Torfrauchmalz von St. Kilian bestimmt?

Bis Mitte 2023 wurde unser schottisches Torfrauchmalz von Glenesk Maltings mittels der kolorimetrischen Methode analysiert und zeigte dabei konstant einen Torfungsgrad von 54 PPM. Danach wurde die Analysenmethode auf HPLC umgestellt, welche die modernere und in Schottland gĂ€ngige Standard-Analysenmethode ist. Durch die prĂ€zisere HPLC-Analysenmethode ergab sich fĂŒr das gleiche Torfrauchmalz, das wir aus Schottland beziehen, nun ein Gesamtphenolgehalt von 80 PPM.

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