F – wie Fermentation

Whisky ABC Fermentation

Was versteht man unter Fermentation?

Die Fermentation ist ein biologischer Prozess in der Whiskyproduktion, bei dem die in der WĂŒrze enthaltenen Zucker durch Hefe in Alkohol (Ethanol) umgewandelt werden. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen (fermentum) und bedeutet ĂŒbersetzt „GĂ€rung“.

Was sind Hefen?

Hefen gehören zur Klasse der Schlauchpilze (Ascomyceten), die eine der großen Abteilungen im Reich der Pilze darstellen. Sie sind einzellige Mikroorganismen, bestehen also nur aus einer einzigen Zelle. Die am hĂ€ufigsten verwendete Hefe fĂŒr die GĂ€rung von Bier, Wein und Whisky ist Saccharomyces cerevisiae.

Wo findet die Fermentation statt?

Die Fermentation, also die alkoholische GĂ€rung, findet bei St. Kilian Distillers in den hölzernen Washbacks statt. Diese 10.800 Liter fassende GĂ€rbottiche aus Douglasienholz werden mit der nach dem Maischen und LĂ€utern gewonnenen, zuckerhaltigen WĂŒrze befĂŒllt und wĂ€hrenddessen mit der benötigten Menge an Trockenhefe M1 versetzt.

Wie arbeitet die Hefe?

Die biologische Bestimmung der Hefe ist es, sich zu teilen – und dazu benötigt sie Energie. Diese gewinnt sie durch Verstoffwechselung von Zucker, die in der WĂŒrze enthalten sind. Die Energiegewinnung der Hefe kann sowohl durch Atmung als auch durch GĂ€rung erfolgen. Die Hefe ist nĂ€mlich der einzige lebende Mikroorganismus, der in der Lage ist, Zucker sowohl in Gegenwart von Sauerstoff (aerobe Bedingungen) als auch unter dessen Ausschluss (anaerobe Bedingungen) zu verstoffwechseln.

Was passiert in Anwesenheit von Sauerstoff?

In Gegenwart von Sauerstoff, also wĂ€hrend der Atmung, gedeihen Hefen prĂ€chtig. Sie „veratmen“ Zucker vollstĂ€ndig zu Kohlendioxid und Wasser und gewinnen dabei diejenige Energie, die sie fĂŒr die Teilung und den Aufbau neuer Zellen benötigen. Unter diesen aeroben Bedingungen entstehen aus einem MolekĂŒl des vergĂ€rbaren Zuckers Glucose 38 MolekĂŒle des fĂŒr die Zellen wichtigen EnergiemolekĂŒls Adenosintriphosphat (ATP).

Was geschieht bei Abwesenheit von Sauerstoff?

Nachdem die Hefe den in der WĂŒrze gelösten Sauerstoff verbraucht hat, meist jedoch bereits viel frĂŒher, schaltet sie ihren Stoffwechsel auf GĂ€rung um. Unter diesen anaeroben Bedingungen werden von der Hefe wesentlich mehr ZuckermolekĂŒle verbraucht, um die Energieverluste zu kompensieren. Denn wĂ€hrend der GĂ€rung wird die Glucose unvollstĂ€ndig zu Kohlendioxid und Ethanol unter Bildung von lediglich zwei MolekĂŒlen ATP umgesetzt.

Wie lange dauert die GĂ€rung?

Nach den zeitlich verschiedenen Phasen der GĂ€rung – Orientierungsphase, Wachstumsphase und stationĂ€re Phase – fĂŒhrt der Mangel an NĂ€hrstoffen und die steigende Alkoholkonzentration in der Wash letztlich zu einem Absterben der Hefezellen. Zu diesem Zeitpunkt sind etwa 40 bis 48 Stunden vergangen. Bei St. Kilian Distillers dauert die alkoholische GĂ€rung im Durchschnitt 70 Stunden, mindestens jedoch 65 Stunden.

Welchen Einfluss haben Bakterien?

Nach dem Absterben der Hefe ist die GÀrung noch nicht zu Ende. Denn nun können Bakterien und Wildhefen, die in den mikroskopisch kleinen Unebenheiten der Dauben der Washbacks Unterschlupf finden, die Inhaltsstoffe der toten und zerfallenen Hefezellen sowie noch vorhandene Zucker ihrerseits verstoffwechseln, um zu wachsen und sich zu vermehren. Diese Mikroben, bei denen es sich hauptsÀchlich um Essig- und MilchsÀurebakterien handelt, produzieren bei ihrem Stoffwechsel chemische Verbindungen, wie EssigsÀure und MilchsÀure, die an die Wash abgegeben werden.

Bei welcher Temperatur wird die Fermentation durchgefĂŒhrt?

Typischerweise wird in Schottland die WĂŒrze vor der Zugabe der Hefe auf eine Anstelltemperatur von 16°C bis 19°C abgekĂŒhlt. Da wĂ€hrend der GĂ€rung auch WĂ€rme produziert wird, steigt die Temperatur in den Washbacks stetig an. Unsere vier GĂ€rbottiche sind mit je zwei KĂŒhlplatten ausgestattet. Dies ist eine Besonderheit, die beispielsweise in den schottischen Destillerien nicht zu finden ist. Wir stellen zunĂ€chst bei einer Temperatur von 28°C an und halten dann eine konstante GĂ€rtemperatur von 31,5-32,0°C ein. Dies schafft die optimalen Arbeitsbedingungen fĂŒr unsere Hefe, damit die entsprechende Ausbeute an Ethanol sowie die von uns gewĂŒnschten Aromen gebildet werden.

Welche Aromen werden bei der GĂ€rung gebildet?

Die Fermentation wird auch als die Geburtsstunde des Whiskys bezeichnet. Denn hier entsteht nicht nur zum ersten Mal der Trinkalkohol Ethanol, sondern auch eine Vielzahl von chemischen Verbindungen, die mit ihren blumigen, fruchtigen, grasigen, seifigen, öligen, schwefligen sowie wachsigen Geruchs- und Geschmacksaromen die Aromatik des spÀteren Whiskys mitprÀgen. Darunter befinden sich:

  • Glycerin und Abkömmlinge, wie Glyceride
  • EssigsĂ€ureethylester und andere Ester
  • Organische SĂ€uren, darunter EssigsĂ€ure, MilchsĂ€ure
  • FettsĂ€uren und FettsĂ€ureester
  • Mittlere und höhere Alkohole, sogenannte Fuselöle: allen voran Isoamylalkohol und Phenethylalkohol
  • Phenolische Verbindungen
  • Schwefelverbindungen mit ihren meist unangenehmen Aromen
  • Aldehyde mit ihren grasigen und oftmals stechenden Aromen
  • Keto-Verbindungen, darunter Diketone: allen voran das nach Butterscotch riechende Diacetyl
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