V – wie Verschlussbrennerei

Whisky ABC - V wie Verschlussbrennerei

Wie werden Brennereien in Deutschland eingeteilt?

In Deutschland wird Alkohol (der korrekte Name lautet Ethylalkohol, im Nachfolgenden bleiben wir jedoch der Einfachheit halber bei Alkohol) grundsätzlich in Brennereien gewonnen. Dabei werden diese Brennereien in sogenannte Abfindungs- und Verschlussbrennereien unterteilt.

Was bedeutet Abfindungsbrennerei?

In den Abfindungsbrennereien berechnet sich die zu entrichtende Alkoholsteuer pauschal nach der Art und der Menge der verarbeiteten Rohstoffe, aus denen der Alkohol hergestellt wurde. Für die Versteuerung werden dabei die in der Rohstoffliste festgelegten pauschalen Ausbeutesätze zugrunde gelegt. Abfindungsbrennereien befinden sich nicht unter amtlichem Verschluss. Sie sind also nicht verschlossen, sondern jederzeit frei zugänglich.

Was versteht man unter Verschlussbrennerei?

In einer Verschlussbrennerei berechnet sich die zu entrichtende Alkoholsteuer nach der Menge des tatsächlich hergestellten Alkohols. Dazu wird sie vor Inbetriebnahme unter amtlicher Mitwirkung verschlusssicher eingerichtet. Dies bedeutet, dass die Brennanlage durch den Zoll derart verschlossen wird, damit der gewonnene Alkohol nicht unbemerkt vom Betreiber oder anderen entnommen werden kann. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der gesamte Alkohol über verschlusssicher eingerichtete Sammelgefäße, Behälter und Messuhren zolltechnisch erfasst wird.

Ist St. Kilian Distillers eine Verschlussbrennerei?

Ja. Daher muss der Bereich der Produktion, in dem durch Destillation alkoholhaltige Dämpfe erzeugt werden, aus zolltechnischer Sicht verschlossen sein. Darunter fällt bereits ein Teil der Rohbrandblase, die Wash Pot Still.

Wie ist die Wash Pot Still zollrechtlich verschlossen?

Oberhalb des Topfes der Rohbrennblase entstehen während der Destillation beim Sieden des darin befindlichen Bieres alkoholhaltige Dämpfe. Daher sind bereits die Schrauben, mit denen die Schaugläser an der Schulter sowie am Hals der Rohbrennblase fixiert sind, mit Plomben gegen unbefugtes Öffnen gesichert. Die ringförmige Verbindung zum Lyne Arm – jenes Kupferrohr, welches mit dem Schwanenhals der Rohbrennblase verbunden ist – ist ebenfalls verplombt. Der am anderen Ende des Lyne Arms angeschlossene, vertikale Kondensator befindet sich bereits komplett in einem verschlossenen Raum.

Müssen die Washbacks ebenfalls verplombt werden?

Nein. In den Washbacks – unseren hölzernen Gärbottichen – entsteht aus der zuckerhaltigen Würze durch Gärung mit Hefe eine bierähnliche Flüssigkeit. Diese wird als Wash bezeichnet und weist einen Alkoholgehalt von etwa acht Volumenprozent auf. Aus Sicht des Zolls ist dieser Bereich der Produktion ein amtlich festgestelltes Biersteuerlager und muss daher nicht unter Verschluss betrieben werden.

Was befindet sich bei St. Kilian im Verschlussraum?

Der Kondensator der Wash Still, die Feinbrandblase (Spirit Pot Still) inklusive der gesamten Technik und dem dazugehörigen Kondensator sowie der Spirit Safe befinden sich alle im Verschlussraum.

Wie sieht der Verschlussraum bei St. Kilian aus?

Damit man die Spirit Pot Still mit dem glänzenden Kupfer in ihrer ganzen Pracht und auch die Technik, die sich dahinter verbirgt, sehen kann, bestehen die Wände des Verschlussraumes aus Glas. Somit können auch unsere zahlreichen Besucher und Fans die Spirit Pot Still sowie den Spirit Safe von außen betrachten. Sämtliche Schrauben, die dabei die einzelnen Glaselemente des Verschlussraumes fixieren und zusammenhalten, sind gegen unbefugtes Öffnen durch Plomben gesichert.

Wer darf den Verschlussraum betreten?

Der Verschlussraum darf nur im Beisein eines Zollbeamten betreten werden. Die Tür zum Verschlussraum ist mit einem verplombten Schloss gesichert, zu dem verschiedene Bartschlüssel passen. Dieses Patentschloss kann mit einem Schlüssel geöffnet, jedoch nur mit dem gleichen Schlüssel auch wieder verschlossen werden.

Was passiert im Havariefall?

Tritt durch Havarie die Notwendigkeit für das St. Kilian Team ein, den Verschlussraum betreten zu müssen, kann dies nur durch Beschädigung der angebrachten Plomben erfolgen. Jedoch muss gleichzeitig der Zoll über dieses Eindringen in den Verschlussraum (telefonisch) informiert werden.

Sind noch weitere Teile der Produktionsanlage verschlossen bzw. verplombt?

Ja. Im Bereich unterhalb der beiden Brennblasen befinden sich in einem ebenfalls verschlossenen und verplombten Raum die Auffangbehälter für den Rohbrand, den Vor- und Nachlauf, den Feinbrand (= Mittellauf der zweiten Destillation in der Spirit Pot Still) sowie für die Hot Spent Lees (= der verbleibende Rückstand in der Spirit Still). Die Rohrleitung von dem Spirit Safe zur Alkoholmessuhr, welche die Menge des gewonnenen Mittellaufs – dem Herzstück – erfasst, ist aus zolltechnischer Sicht ebenfalls gesichert. Denn dieses Rohr ist doppelwandig, wobei die Doppelwand zusätzlich verplombt ist, so dass kein unerlaubtes Eindringen von außen in das Rohrinnere zur Abzweigung von Alkohol möglich ist.

Ab wann ist der erzeugte Alkohol wieder zugänglich?

Nach der Alkoholmessuhr fließt der gesammelte Mittelauf über eine nun nicht mehr verplombte Rohrleitung in den dafür vorgesehenen Auffangbehälter. Ab hier kann das St. Kilian Team mit dem Alkohol arbeiten, das heißt den gesammelten Mittellauf gegebenenfalls mit Wasser auf den gewünschten Alkoholgehalt einstellen, damit die Fässer befüllen und diese zur Reifung des Whiskys in das Fasslager transportieren. Natürlich wird dieses Prozedere weiterhin dokumentiert. Aber die amtlich festgestellte Alkoholmenge, die wir bei St. Kilian produzieren, wird über die Alkoholmessuhr erfasst und in den Steuerbüchern entsprechend vermerkt.

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